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Digital statt Behördengang: Welche Amtswege heute online möglich sind

Behördengänge empfinden die meisten Menschen als lästig – lange Wartezeiten, undurchsichtige Formulare und begrenzte Öffnungszeiten machen es schwer, diese Alltagsaufgaben flexibel zu erledigen.

Doch im Zuge der Verwaltungsdigitalisierung ist durchaus Bewegung in das System gekommen. Immer mehr Prozesse lassen sich inzwischen online abschließen – und das nicht nur in Großstädten, sondern auch in Landkreisen wie dem Rhein-Lahn-Kreis.

Mit dem 2017 in Kraft getretenen Onlinezugangsgesetz, kurz OZG, wurden Bund, Länder und Kommunen verpflichtet, ihre Verwaltungsleistungen digital bereitzustellen. Das Ziel besteht darin, sowohl Bürger:innen als auch Unternehmen rund 575 Leistungen elektronisch zugänglich zu machen. Obwohl die Umsetzung zunächst stockend verlief, sind einzelne Services bereits seit Längerem digital verfügbar – zum Teil über zentrale Portale, zum Teil auch direkt über die kommunalen Websites.

Was bereits digital geht – und was (noch) nicht

Zu den am häufigsten genutzten Online-Diensten gehören derzeit An- und Abmeldungen des Wohnsitzes, Führerscheinangelegenheiten, Kfz-Zulassungen sowie Urkundenanforderungen beim Standesamt. Auch Elterngeldanträge, Gewerbeanmeldungen oder Wohngeldanträge lassen sich in vielen Regionen elektronisch stellen. Die entsprechenden Plattformen variieren jedoch je nach Bundesland.

Der Rhein-Lahn-Kreis ist an das landesweite Angebot „rlpDirekt“ angebunden. Über das Portal können Nutzer:innen unter anderem Personenstandsurkunden bestellen, Bewohnerparkausweise beantragen oder Hundesteuerangelegenheiten regeln. Auch für das Fahrzeug ist bereits einiges digital möglich – dazu gehört auch die Option, ein Kennzeichen reservieren zu lassen.

Hürden bei der Digitalisierung der Verwaltung

Trotz aller Fortschritte bleibt die Digitalisierung der Verwaltung ein herausforderndes Projekt. Unterschiede in der IT-Infrastruktur, personelle Engpässe in Ämtern und unterschiedliche Zuständigkeiten auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene verzögern die flächendeckende Umsetzung.

Hinzu kommen die Sicherheitsanforderungen: Viele Leistungen setzen eine Identifizierung über die Online-Ausweisfunktion, die sogenannte eID, des Personalausweises voraus. Doch laut einer Bitkom-Studie von 2023 nutzt bislang nur rund jede vierte Person in Deutschland diese Möglichkeit aktiv. Gleichzeitig wünschen sich über 70 Prozent der Befragten eine vollständig digitale Abwicklung von Verwaltungsleistungen. Daran zeigt sich, dass das Potential in diesem Bereich längst noch nicht ausgeschöpft ist.

Zeitersparnis, Übersichtlichkeit und Ortsunabhängigkeit

An den Stellen, an denen die digitalen Services bereits gut funktionieren, profitieren die Nutzer:innen vor allem von dem Zeitersparnis, der besseren Übersicht und der Ortsunabhängigkeit.

Statt auf freie Termine zu hoffen oder mehrfach bei den Ämtern anzurufen, lassen sich viele Anliegen mit nur wenigen Klicks erledigen – und das rund um die Uhr und ohne Anfahrtswege. Besonders in ländlichen Regionen, in denen Ämter oft nicht sehr gut erreichbar sind, ergibt sich daraus ein klarer Vorteil.

Auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder vielen familiären Verpflichtungen bedeuten Online-Verwaltungsleistungen eine spürbare Erleichterung. Wer sich mit den Portalen vertraut macht, kann viele Standardprozesse eigenständig abwickeln – sei es die Ummeldung nach einem Umzug, die Beantragung von Bescheinigungen oder eben die Reservierung eines Wunschkennzeichens.

Noch nicht perfekt, aber ein spürbarer Fortschritt

Die digitale Verwaltung steckt vielerorts noch in den Kinderschuhen. Sie entwickelt sich aber Schritt für Schritt weiter. Wichtig bleibt auch in Zukunft, dass Bund, Länder und Kommunen koordiniert vorgehen und die Nutzerfreundlichkeit in den Mittelpunkt stellen.

Wer die bereits bestehenden Angebote kennt und nutzt, spart nicht nur viel Zeit, sondern kann den Verwaltungsaufwand auch gezielter steuern. Für Bürger:innen im Rhein-Lahn-Kreis lohnt sich daher ein regelmäßiger Blick auf das landeseigene Serviceportal.