Wahrscheinlich haben schon vor 1228 Juden in Lahnstein gewohnt. In den „Wundern des Matthias“ heißt es, dass ein Jude aus Lahnstein einen Knaben geheilt habe. Danach müssten schon Ende des zwölften Jahrhunderts, 1169 – 1183, Juden in Lahnstein, das zu Kurmainz gehörte, gelebt haben.
Im 13. Jahrhundert wurden sechs Juden in Lahnstein erschlagen, weil sie den ‘guten Werner’ von Oberwesel ermordet haben sollen. Diese Geschichte von der Ermordung von Kindern durch Juden wird an den verschiedensten Orten Europas immer wieder erzählt. Die Namen sind austauschbar. Der Ablauf ist immer der gleiche. Der Leichnam eines christlichen Kindes wird Juden untergeschoben. Man spricht von Ritualmord. Die Folge sind wie in Lahnstein Mord und Totschlag. Das angeblich von Juden ermordete Kind wird anschließend zum Mittelpunkt religiöser Verehrung in der Volksfrömmigkeit. Wenn Dummheit, religiöser Wahn und rassischer Fanatismus sich verbünden, hatten und haben die Juden immer allen Grund sich zu fürchten.
Für die Zeit, in der Dietrich von Erbach ( 1434 – 1459 ) Erzbischof von Mainz war, hatten 3 Familien von Lahnstein Judenschutzbriefe.
In den folgenden Jahrhunderten war die Geschichte der Juden in Lahnstein sehr wechselhaft. Im vorigen Jahrhundert protestierten sie wegen der Höhe des Schutzgeldes. Wegen ihrer schlechten wirtschaftlichen Situation sei dieses zu hoch. Ende des neunzehnten Jahrhunderts erreichte die Zahl der Verbandsgemeindeglieder mit 77 den höchsten Stand. Danach sank die Zahl kontinuierlich.
Die soziale und wirtschaftliche Situation der Juden in Ober- und Niederlahnstein war nicht wesentlich anders als die in anderen Orten. Im Mittelalter gab es hier Geldverleiher. Den Christen war es verboten Geld gegen Zinsen auszuleihen. Die Juden ihrerseits hatten nicht viele Möglichkeiten sich und ihre Familien zu ernähren. Der Weg in die Zünfte war ihnen verschlossen. Damit hatten sie keinerlei Zugang zu den Handwerken. So blieb ihnen der Handel, der in den Augen der christlichen Gesellschaft immer etwas Anrüchiges hatte. Das hinderte die Fürsten aber nicht, auf jüdische Berater und deren Geld zurückzugreifen. Da jüdische Ärzte einen guten Ruf hatten, zogen manche Fürsten diese den eigenen Quacksalbern vor. Die eine und die andere Art des Aufstiegs und des Ansehens bei Hof, war immer nur wenigen Juden vorbehalten und war zugleich auch von der Gunst des jeweiligen regierenden Fürsten abhängig. Die übrigen Juden mußten Not gedrungen in den Nischen existieren, die ihnen die christliche Gesellschaft zugestand.
Bereits 1349 muß es in Lahnstein eine Synagoge gegeben haben. 1853 wurde die Synagoge in der Hochstraße eingeweiht. 1938 wurde die Synagoge zerstört. Schon 1935 hatte man Juden nachts die Fenster eingeworfen. 1938 waren jüdische Wohnungen verwüstet worden. 1940 wurden 133 Juden aus dem Umland von Lahnstein in den Gebäuden der Bergarbeitersiedlung Tagschacht in Friedrichssegen zusammengepfercht. Zunächst wurden sie zur Zwangsarbeit herangezogen. Die Männer wurden in das Verschrottungswerk, die Frauen in das Tonwerk geschickt. Im Sommer 1942 wurden diejenigen, denen es nicht gelang noch im letzten Moment zu emigrieren, über Frankfurt in die Vernichtungslager in Osteuropa deportiert. Die 1941 noch in Oberlahnstein wohnenden Juden mussten den gleichen Weg gehen.
1732 ist ein Friedhof ‘obig der Kehr’ erwähnt. Der heutige 1877 angelegte jüdische Friedhof liegt am Ahler Weg. 1979 schändeten Unbekannte 36 Gräber und 6 Grabsteine auf diesem Friedhof.
Der Weg:
Vorbei an dem Krankenhaus in Niederlahnstein fährt man bis in den Ahler Weg. Der Friedhof liegt unter einer hohen Straßenbrücke.
Statistik:
seit dem 12. Jahrhundert
Oberlahnstein
1708 9; 3 Familien
1842 36 Personen
1871 46 Personen
1885 64 Personen
1895 63 Personen
1905 49 Personen
1925 50 Personen
1933 42 Personen
1939 15 Personen
1941 – –
Niederlahnstein
1842 55 Personen
1905 9; 8 Personen
1925 15 Personen