Eine neue Generation von Mobilfunktarifen setzt gerade zum Überholen an. Statt nach einem Datenlimit zu fragen, entscheidet heute die verfügbare Geschwindigkeit – und die ist bei Unlimited-Tarifen je nach Paket sehr unterschiedlich. Noch vor wenigen Jahren bedeutete „Flatrate“ lediglich, dass nach Verbrauch von fünf, zehn oder zwanzig Gigabyte die Leitungen auf Schneckentempo gedrosselt werden. Jetzt werben große Netzbetreiber mit echten „ohne-Limit“-Angeboten und zielen damit auf Nutzer, die ihr Smartphone als ständige Online-Schaltzentrale begreifen.
Vom Datenlimit zur Geschwindigkeit – die Evolution der Mobilfunkflatrate
Als das mobile Internet Anfang der 2010er Jahre populär wurde, lag der Schwerpunkt auf möglichst großen Volumenpaketen. Wer sein Datenvolumen überschritt, rutschte in eine 64-kbit/s-Falle und konnte unterwegs kaum noch Webseiten öffnen. Dieses Modell geriet ins Wanken, als Videostreaming und Cloud-Speicher die Alltagsnutzung dominierten. Der 5G-Ausbau, Netzzusammenschaltungen und sinkende Kosten pro übertragenem Gigabyte machten unbegrenzte Datenmengen schließlich wirtschaftlich vertretbar. Zunächst wurden Unlimited-Pakete ohne Beschränkungen als teure Premiummodelle angeboten, die sich häufig nur Unternehmen leisten konnten.
Wer auf subventionierte Hardware verzichten möchte, bekommt mit einem Handyvertrag ohne Handy von o2 heutzutage schon für unter 30 Euro im Monat uneingeschränktes High-Speed-Datenvolumen. Damit ist die Debatte um „wie viel Gigabyte brauche ich eigentlich?“ praktisch beendet, während die Frage nach dem maximalen Tempo an Bedeutung gewinnt. Die Verbraucherzentrale beobachtet seit 2024, dass Tarife mit Speed-Staffelung zum Standard werden; klassische Volumenpakete bleiben zwar verfügbar, geraten aber zunehmend in die Nische.
Wie viel Bandbreite einzelne Anwendungen wirklich schlucken
Unlimited bedeutet nicht automatisch Spitzentempo. Stattdessen staffeln die Anbieter ihre Pakete in der Regel nach Downloadrate. Ein Basistarif liefert beispielsweise oft 15 Mbit/s. Premium-Pakete erreichen hingegen bis zu 300 Mbit/s. Ob ein 15-Mbit/s-Paket genügt oder doch ein 300-Mbit/s-Ticket nötig ist, entscheidet der eigene Nutzungsalltag.
Für Messaging-Dienste wie WhatsApp sind winzige Datenraten ausreichend. So benötigt ein Text nur wenige Kilobyte und selbst eine Minute Sprachnachricht kommt mit rund 0,3 Megabyte aus. Musik-Streaming in 320-kbit/s-Qualität belegt dagegen knapp 0,3 Mbit/s – also weniger als ein Zehntel der kleinsten Unlimited-Geschwindigkeit. Anders sieht es beim Videostreaming aus. Für Ultra-HD-(4K-)Inhalte empfiehlt Netflix mindestens 15 Mbit/s. Auch Cloud-Gaming setzt eine hohe Geschwindigkeit voraus. Eine aktuelle Netzmessung bei GeForce NOW nennt 10–20 Mbit/s als Mindestwert, je nach Auflösung und Bildrate.
Wer hauptsächlich Instant-Messaging, Musik und SD-Videos nutzt, merkt bei 15 Mbit/s kaum Grenzen. Wer jedoch unterwegs Filme in 4K streamt, große Downloads tätigt oder per Gaming-Streaming eine geringe Latenz erwartet, profitiert von 100, 300 oder mehr Mbit/s.
Der Blick nach vorn – Unlimited als Basis vernetzter Ökosysteme
Unbegrenzte Tarife mit definierten Geschwindigkeitsstufen sind heute komfortabel und entwickeln sich zur unverzichtbaren Infrastruktur. Mit dem flächendeckenden Ausbau von 5G – und perspektivisch 6G – wächst die Zahl datenintensiver Endgeräte rasant. Augmented-Reality-Brillen blenden beispielsweise in Echtzeit Informationen ins Sichtfeld ein. Fahrzeuge tauschen Verkehrs- und Sensordaten in Millisekunden aus und Haushaltsgeräte senden Diagnosen direkt in die Cloud. Solche Anwendungen benötigen nicht nur eine stabile Verbindung, sondern auch garantierte Mindestbandbreiten und eine geringe Latenz.
In einigen Jahren wird das Smartphone wahrscheinlich nur noch einer von vielen Knotenpunkten in einem persönlichen Netz aus Wearables, On-Board-Systemen und Smart-Home-Komponenten sein.